Praxisbeispiel: Redeangst und Lampenfieber einfach besiegen

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Erfahren Sie an einem Praxisbeispiel, wie Sie Ihre Redeangst oder Nervostität zukünftig besiegen können und weshalb Lampenfieber positiv ist.

„Der Puls rast. Schwitzige Hände. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. So geht es mir, wenn ich vor Menschen sprechen soll. Ich will das endlich loswerden.“ Stuttgart, 9.12.2017. Vor mir sitzen 14 Mitglieder der Selbsthilfegruppe Rede- und Vortragsangst.

Viele beschreiben das Sprechen vor anderen als herausfordernd. Für Einige ist es regelrechte Tortur. „Rational weiß ich, mir kann nichts passieren. Aber mein Körper sieht das anders.“ sagt eine der Teilnehmerinnen, als wir über ihre Ziele sprechen.

Die Ursachen für Redeangst können ganz unterschiedlich sein. Die meisten meiner Kunden sprechen von einem Moment, in dem sie „ungewollt nach vorne geschickt wurden, um über etwas zu sprechen, auf das sie nicht vorbereitet waren.“ Denken Sie nur an Ihr erstes Referat, die Quartalszahlen im Meeting oder an den letzten Pitch bei Kunden.

„Ich habe Angst zu scheitern. Im Mittelpunkt zu stehen ist mir unangenehm. Was ist, wenn die anderen mich auslachen.“ Diese Sätze höre ich am Vormittag noch öfter.

Redeangst: Lampenfieber ist gut

Sind Sie vor Präsentationen aufgeregt? Ich ja. Jedesmal. Allerdings nenne ich das nicht Lampenfieber, Aufregung oder Nervosität. Ich fühle mich freudig vorgespannt. Mir gefällt dieser Zustand. Schliesslich bin ich dadurch aufmerksamer und konzentrierter.

2014 war ich für einen Vortrag gebucht. Schon am Abend davor ging es mir nicht gut. Ich hatte Fieber und pochende Kopfschmerzen. Wahrscheinlich hatte ich etwas schlechtes gegessen. 30 Minuten vor dem Vortrag fühlte ich mich plötzlich besser. Adrenalin ist etwas Feines. Vom Publikum gab es donnernden Applaus. Lampenfieber ist gut.

Redeangst: Lampenfieber ist selbstgemacht

„Stell Dir vor, ich halte Deine nächste Rede für Dich. Was müsste ich tun, damit ich so aufgeregt bin wie Du?“ Nadin schaut mich verduzt an. „Lampenfieber ist selbstgemacht. Das ist meine feste Überzeugung. Was genau machst Du, damit Redeangst das Ergebnis ist?“

Das liest sich vielleicht erst einmal komisch. Allerdings ist keiner der Teilnehmer rund um die Uhr aufgeregt. Jeder hatte auch ruhige Momente. Das heißt, es gibt einen Auslöser und eine Reaktion darauf. Das Ergebnis nennen Betroffene dann Redeangst, Nervosität oder Lampenfieber. In diesen Prozess können wir gezielt eingreifen.

Redeangst: Der Teufelskreislauf

Der Teufelskreis besteht nach meiner Erfahrung aus den vier Teilen

  • Vorstellung
  • Körper
  • Erfahrung
  • Überzeugung

Die meisten Betroffenen machen sich negative Gedanken. Erst stellen sie sich Horrorszenarien vor und kritisieren sich dann. Deswegen fühlen sie sich schlecht. Das Ergebnis sind vergeigte Präsentationen sowie die Erkenntnis: Habe ich es doch gewußt. Ich habe eben Redeangst.

Welche Bilder und Stimmen haben Sie im Kopf, wenn Sie an präsentieren denken? Diese Gedanken wirken direkt auf den Körper. Negatives kann schwitzige Hände oder einen rasenden Puls verursachen. Positives sorgt unter anderem für erhöhte Konzentration. Vielleicht sogar für ein Lächeln. Mit dieser körperlichen Reaktion machen Sie eine Erfahrungen und das Erlebte nährt Ihre Überzeugungen. Damit meine ich das, was Sie für real halten. Diese Realität beeinflußt Ihre Vorstellungen, der Kreis ist geschlossen.

Der Teufelskreislauf in der Praxis

„Hört sich in der Theorie ganz logisch an.“ sagt Nadin. „Hast Du ein Beispiel?“ Vielleicht habe ich ja Redeangst und soll gleich drei Minuten von mir erzählen. Dann stelle ich mir jetzt schon bildlich vor, wie ich den Faden verliere. Meine innere Stimme sagt: „Das wird sowieso nichts.“ Und mein Körper reagiert mit rasendem Puls, trockenem Mund und verkrampfter Muskulatur. So versemmle ich meinen Vortrag und bestätige mich in dem Glauben: Siehst Du, ich habe Redeangst.

Anders herum funktioniert es genauso. Ich freue mich auf den Vortrag. Höre den Applaus und stelle mir vor, wie das Publikum mir neugierig an den Lippen hängt. Ich fühle mich entspannter, Glückshormone werden ausgeschüttet. Ich mache eine positive Erfahrung, die meine Überzeugungen unterstützt: Siehst Du, ich kann das richtig gut. Und es bringt auch noch Spaß.

Ein kleines Experiment für Sie:

Achten Sie in den nächsten Tagen vermehrt auf Ihre Gedanken. Stellen Sie sich in Ihrem Smartphone oder Kalender drei Weckzeiten. Fragen Sie sich bei jedem Weckton: Wo ist mein Folkus gerade? Bei den Dingen, die schief gehen könnten (und meistens nicht passieren) oder bei Ihren Erfolgserlebnissen?

Zurück nach Stuttgart: „Wer möchte sich bei Vorträgen zukünftig besser fühlen und souverän von sich erzählen?“ Alle Hände gingen nach oben. „Dann lasst uns mit der ersten Übung starten.“

Mit welchen Übungen wir bei allen Teilnehmern die Redeangst besiegt haben, erfahren Sie im nächsten Artikel. Ihnen viel Spaß bei Ihrem Experiment. Schreiben Sie mir Ihre besten AHA-Momente gern in die Kommentare. Ich freue mich darauf.

P.S.: Der Teufelskreis wurde inspiriert durch den Reality-Loop meines befreundeten Kollegen Alexander Hartmann.

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